Das ist der erste Beitrag meiner neuen „Reihe How to PCT“. Ich will dir in dieser Reihe einige wertvolle Tipps geben, die dir dabei helfen werden, dein eigenes Abenteuer auf dem Pacific Crest Trail zu verwirklichen. Natürlich lassen sich viele Tipps aus dieser Reihe auch auf anderen Trekkingtouren anwenden. Als erstes beschaffe ich mich ausführlich mit dem Thema Ausrüstung. Ich werde dir in diesem dreiteiligen Beitrag erklären, was ich auf dem Trail dabei hatte. Jeder hat ein unterschiedliches Setup, also musst du meine Worte nicht akribisch befolgen. Aber für mich hat diese Ausrüstung sehr gut funktioniert.
VOM ÜBERFLUSS AN DINGEN
Wer kennt das nicht? Oft sitzt man in seiner Wohnung,lässt den Blick umherstreifen und stellt fest, dass man unglaublich viel Zeug besitzt. Vermutlich hat fast jeder zuhause eine Kiste mit Kleinkram, den er seit Jahren nicht benutzt hat, von dem er sich aber auch nicht trennen will. Da stellt sich doch oft die Frage, was braucht man zum Leben eigentlich? Manch einer würde sagen, dass er ohne sein Smartphone nicht mehr existieren kann, andere würden nicht auf den Haartrockner verzichten wollen und wieder andere können es sich wahrscheinlich nicht im geringsten vorstellen ohne eine Toilette zu leben. Aber braucht man all diese Dinge wirklich um ein gutes Leben zu führen? Eine Wanderung auf dem Pacific Crest Trail dient sehr gut dazu, um sich mal klar zu werden, was man wirklich und wahrhaftig nicht entbehren kann. Denn wenn du plötzlich alles, was du besitzt auf dem Rücken mit dir herum trägst, dann muss man sich automatisch beschränken. Eine Toilette passt wahrhaftig nicht in einen Rucksack, den Haartrockner könnte man zwar mitnehmen, nur Steckdosen sind auf dem Pacific Crest Trail eher Mangelware.
Vier Grundbedürfnisse, die du auf dem Pacific Crest Trail befriedigen musst
Im ersten Teil dieser Reihe möchte ich dir von meiner Erfahrung berichten, was ich auf dem Pacific Crest Trail wirklich gebraucht habe, was ich nie benutzt habe und was ich schnell vermisst habe. Ich möchte nicht so tun, als seien die Thruhiker allesamt Minimalisten. Man findet auf dem Trail alle möglichen Kuriositäten in Rucksäcken, von übergroßen Kuscheltieren, über Morgenmäntel bis hinzu Radkappen, wobei sich letztere eher als Wanderpokal unter den Thruhikern etabliert hatte. Aber zum Punkt: Ich behaupte, dass der Mensch genau vier wirklich notwendige Bedürfnisse hat, ohne deren Erfüllung es schwer wird lange glücklich zu sein. Diese Bedürfnisse sind Schutz, Wärme, Nahrung und Wasser. Ja wirklich so einfach ist es. Wenn diese Grundbedürfnisse befriedigt sind, dann kommt alles andere wie von selbst. Es ist absolut essentiell in irgendeiner Form vor Wind und Wetter geschützt zu sein, was eben dazu führt, dass man warm und trocken bleibt. Außerdem ist die Versorgung mit Nahrung und Wasser Grundvoraussetzung für einen zufriedenen Menschen. All diese Dinge lassen sich auf dem Pacific Crest Trail relativ leicht verwirklichen. Denn du brauchst kein Haus, keine Heizung, keinen Kühlschrank und keinen Wasserhahn um diese Bedürfnisse befriedigen zu können.
Es muss nicht immer das Zelt sein…
Das erste Bedürfnis ist der Schutz. Hiermit meine ich natürlich nicht Waffen oder Bodyguards, sondern einen zuverlässigen Wetterschutz. Das erste was den meisten da wahrscheinlich einfällt ist ein Zelt. Und das ist auch das, was die meisten Thruhiker bevorzugen. Bevor ich über Vor- und Nachteile spreche, möchte ich aber noch die anderen Möglichkeiten nennen. Die da wären, Cowboycamping, also das freie Übernachten ohne Dach, Biwacksäcke, Tarps und Hängematten. Zugegeben, das Cowboycamping bietet keinen Schutz vor Regen. Wind kann durch Pflanzen oder Felsen geblockt werden, aber wenn es richtig regnet, dann wirst du als Cowboycamper zwangsläufig nass. Dennoch wird Cowboycamping von einigen Hikern auf dem Pacific Crest Trail praktiziert. Warum ist das so? Ganz einfach, das Wetter auf dem Pacific Crest Trail ist meist so gut, dass man nicht mit Regen rechnen braucht. Wir hatten vielleicht in 15 Nächten Niederschlag und haben damit schon ein überdurchschnittlich nasses Jahr erlebt. Generell heißt es, dass man in den ersten drei Monaten nicht mit Regen rechnen muss. Das heißt, dass man in dieser Zeit theoretisch nur eine Unterlage braucht, auf die man sich legt. Dies wird in den meisten Fällen ein Stück Tyvek sein. Dieses Material kommt aus der Baubranche, eignet sich aber hervorragend für Trekking. Es ist leicht, billig, wasserabweisend und robust. Ein Stück Tyvek in den Maßen 2m x 1,5m reicht für zwei Cowboycamper locker aus. Einfach mit ein paar Steinen beschweren und los geht’s. Was aber, wenn es dann doch mal regnet? Wir sind in der ersten Nacht auf dem Pacific Crest Trail von einem ordentlichen Regen überrascht worden. Ergo macht es Sinn auch für diesen Fall immer gut gerüstet zu sein. Ein Tarp muss her! Hier gibt es viele Möglichkeiten. Es gibt ultraleichte, sehr teure Tarps aus Cuben Fiber, es gibt günstigere Varianten aus Silnylon und es gibt unglaublich billige Planen im Baumarkt, die den selben Zweck erfüllen. Ich habe auf dem Pacific Crest Trail alle diese Varianten gesehen. Was ist denn jetzt das Richtige für mich? Das ist eine sehr individuelle und von mehreren Faktoren abhängige Frage. Und um diese Frage für alle kommenden Ausrüstungsgegenstände zu erörtern müssen wir einen kleinen Exkurs machen.
EXKURS: WORAUF MAN BEIM EINKAUF VON AUSRÜSTUNG ACHTEN KANN
Es gibt viele Faktoren, die bei der Entscheidung für oder gegen einen Ausrüstungsgegenstand eine Rolle spielen. Zunächst einmal das Geld. Viele Thruhiker, und ich zähle mich dazu, wandern mit einem eher schmalen Budget. Da ist der Preis für die Ausrüstung ein wichtiger Faktor. Man kann für Ausrüstung wirklich sehr viel Geld ausgeben, hier mal 300 Euro, da mal 200, das läppert sich ganz schnell und man kann schnell den Überblick verlieren. Aber keine Angst, es geht auch günstig. Ich habe für meinen Rucksack keine 90 Euro bezahlt, nur so als Beispiel. Geld ist also der erste Punkt und hier lohnt es sich wirklich die Preise in verschiedenen Geschäften und Onlineshops zu vergleichen. Nicht direkt kaufen, sondern hier und da mal ein wenig beobachten. Sogar mit Onlineshops kann man handeln. Und vor allem: Es muss nicht immer die teure Markenware sein!
Der zweite Faktor und meist der entscheidende ist das Gewicht. Ich bin ein Freund von Ultraleichttrekking. Meiner Meinung nach steigt der Komfort und die Freude an der Erfahrung, während das Rucksackgewicht sinkt. Auf kürzeren Touren habe ich ein Setup, das circa vier Kilo wiegt. Es geht noch leichter, aber mit diesem Gewicht bin ich zufrieden. Warum also habe ich auf dem Pacific Crest Trail ein Basisgewicht von circa sieben Kilo gehabt? Ganz einfach, ultraleicht auf dem Pacific Crest Trail gestaltet sich als äußerst schwierig. Mein Ultraleichtrucksack ist für eine maximale Beladung von 13 Kilo ausgelegt. Diese werden in kürzeren Touren natürlich nicht erreicht. Aber auf dem Pacific Crest Trail kann das schnell passieren. Das liegt nicht an der Ausrüstung. Für sechs Monate braucht man eigentlich genauso viel wie für sechs Tage. Es liegt am Essen und dem Wasser. In der Wüste kommt es nicht selten vor, dass man bis zu sechs Liter Wasser mit sich führt. Dazu noch fünf Tage Essen und schnell kratzt man an den zwanzig Kilo wenn man alles zusammen rechnet. Du siehst also, ultraleicht auf dem Pacific Crest Trail ist bei normalem Konsum und normalem Tempo nicht wirklich umsetzbar. Natürlich gibt es Leute, die viel zu wenig trinken und essen und sehr hohe Distanzen zurücklegen. Aber ganz ehrlich, ist es das wert? Dennoch empfehle ich absolut Wert auf leichte Ausrüstung zu legen. Sie muss nicht ultraleicht sein, aber leicht sollte sie schon sein. Mein Rucksack, Schlafsack, Isomatte und Zelt wogen zusammen ungefähr 3,5 Kilo. Leicht, aber robust. Somit kommen wir zum nächsten Faktor, dem Packmaß. Du solltest darauf achten, dass alles was du dabei hast, relativ klein verpackbar ist. Der dicke Aldischlafsack ist zwar kuschelig, aber wirklich zu riesig. Lass den handgestrickten Pulli zuhause und nimm eine leichte Daunenjacke mit. Um es zu versinnbildlichen. Mein Rucksack hatte ein Volumen von 44 Litern. Da habe ich meine gesamte Ausrüstung, mehrere Liter Wasser und bis zu neun Tage Essen reinbekommen. Dabei waren das untere Drittel des Rucksacks mit Ausrüstung gefüllt und der Rest mit Essen. Wasser hat meist in den Seitentaschen oder im Hauptfach Platz gefunden.
Nun zur Optik. Diese ist meiner Meinung nach nicht entscheidend. Man sieht ohnehin etwas seltsam aus, wenn man auf dem Pacific Crest Trail unterwegs ist, man ist meistens schmutzig und ungekämmt. Die Klamotten stehen nur so vor Dreck. Dennoch legen manche Leute wert auf hübsche Ausrüstung und Kleidung. Und das ist auch okay. Natürlich hat jeder seinen eigenen Geschmack, daher kann ich dazu kaum Tipps geben, aber man sollte die Optik nicht vor Kosten, Gewicht und Packmaß setzen. Mag sein, dass man im Norwegerpulli trendy aussieht, aber er ist einfach viel zu schwer, sperrig und unpraktisch. Aber keine Angst liebe Fashionfreaks, auch leichte, günstige und klein verpackbare Ausrüstung kann gut aussehen.
Das wär es dann fürs erste. Mehr über wichtige und unwichtige Ausrüstung erfährst du im zweiten Teil!
tschiwi
9. Dezember 2015 — 12:57
Hi Michael,
wow – genau darauf hab ich gewartet 🙂
ich möchte im Mai 2016 los – und stelle gerade meine Ausrüstung zusammen!
Britta
19. November 2015 — 12:04
Super!!! Danke :-))
Auch das PCT-Tagebuch ist einfach toll! Danke auch dafür!
Liebe Grüße
Britta