Es ist wieder einmal Zeit ein wenig über Ausrüstung zu sprechen. Über meinen Schlafsack und das Zelt, was ich auf dem Pacific Crest Trail benutzt habe, habe ich bereits geschrieben. In diesem Artikel widme ich mich meinem Rucksack und komplettiere damit die Big 3, die drei wichtigsten Ausrüstungsgegenstände. Ich habe in meinem Trekkerleben schon diverse Rucksäcke ausprobiert, aber für den Pacific Crest Trail habe ich mir den Osprey Talon 44 ausgesucht. Vorweg gleich etwas zu dieser Entscheidung: Ich habe mich für diesen Rucksack entschieden, da er anders als viele Ultraleichtmodelle ein Tragesystem hat. Auf dem Bild sieht man den Talon 44 vollbepackt für sieben Tage mit fünf Litern Wasser. Ich finde dafür sieht er immer noch sehr klein aus!
GOOD OLD DATA – DER OSPREY TALON 44 AUF DEM PAPIER
Aber zunächst zu den Daten: Der Osprey Talon 44 hat ein Volumen von 44 Litern bei einem Gewicht von 1040 Gramm. Das ist nicht wirklich ultraleicht, aber für die Performance des Rucksacks durchaus in Ordnung. Der Pack hat ein Deckelfach, was innen und außen Taschen hat, eine große Fronttasche, Seitentaschen auf beiden Seiten und einen Reißverschluss am Boden. Das sind so die praktischen Dinge, die der Pack zu bieten hat. Außerdem kann man das Rückensystem in der Länge verstellen, sodass man den Rucksack, der in zwei Größen erhältlich ist, so gut wie jedem Rücken anpassen kann. Des Weiteren hat der Talon 44 noch diverse Schlaufen, Hüftgurttaschen und Möglichkeiten irgendwo, irgendwas dran zu hängen oder reinzustecken. Zur Zeit gibt es den Rucksack für etwa 100 Euro im Internet zu kaufen.
Ich werde in diesem Review auf die Features des Packs eingehen, die ich benutzt habe, diese bewerten und etwas zur Langlebigkeit eines solchen Rucksacks sagen.
DER KERN DER SACHE – DAS TRAGESYSTEM DES OSPREY TALON 44
Kaufentscheidend war für mich erstmal der Preis. Das ist natürlich keine so schlaue Herangehensweise, aber Osprey ist auf dem PCT und auch sonst auf Trails sehr stark vertreten, daher ging ich guten Gewissens an die virtuelle Kasse. Ich hatte auch über den Exos 48 nachgedacht, für den sich dann im Endeffekt meine Begleiterin entschieden hat. Wie gesagt wollte ich für den PCT einen Rucksack mit Tragesystem. Das hat folgenden Grund: Selbst mit ultraleichter Ausrüstung geht es auf diesem Trail nicht immer ultraleicht zu. Zur Veranschaulichung: Mein Basisgewicht lag die meiste Zeit wohl bei etwa sieben Kilogramm, zu Hochzeiten kam dann noch die Verpflegung für neun Tage, sowie fünf Liter Wasser hinzu. Mit dem denkwürdigen Startgewicht von geschätzt 21 Kilo habe ich den Weg auf die Hat Creek Rim angetreten. Solche Lasten lassen sich mit einem Tragesystem sehr viel besser bewältigen, als mit der zusammengerollten Isomatte im UL-Rucksack. Im Fall des Talon 44 ist das Tragesystem eine Rückenplatte, die mit einem Mesh versehen ist, was die Ventilation positiv beeinflussen soll. Ganz ehrlich, mein Rücken war jeden Tag klatschnass, aber ich glaube es gibt keinen Rucksack, der das verhindert. Das Tragegefühl ansich ist beim Talon 44 dafür wirklich gut. Auch Lasten über 20 Kilo ließen sich noch halbwegs angenehm tragen, wenn auch die Schultergurte dann nicht mehr komfortabel waren. Bei Lasten um die 15 Kilo ist allerdings alles in Ordnung. Wenn es bei deiner geplanten Tour vorkommen kann, dass du schwere Lasten tragen musst, dann spare die 500 Gramm nicht am Rucksack. Letztendlich steht und fällt alles damit, ob dein Rucksack die Last stemmen kann.
STAURAUM UND MEHR – TASCHEN, FÄCHER UND SCHLAUFEN
Das Tragesystem funktioniert, was die Hauptsache ist. Kommen wir nun zu den Nettigkeiten, die der Talon 44 für den Träger bereit hält. Ich mag Deckelfächer. Dort kann man Dinge verstauen, die man schnell brauchen kann, oder die sonst im Rucksack irgendwie keinen Platz bekommen. Das Deckelfach des Talon 44 ist sehr groß, sodass man auch locker noch zwei, drei Tage Verpflegung rein bekommt. Ich hatte meistens jede Menge Kleinkram drin, wie Mütze, Sonnenbrille, iPod, Snacks etc. Das gute ist: Auch während man den Rucksack aufhat, kann man das Deckelfach öffnen und was heraus holen. Sehr angenehm! Das Gleiche gilt für die Seitentaschen. Da sie einen seitlichen Eingriff haben, kommt man schnell an das, was man dort verstaut. Ich hatte in der Regel auf beiden Seiten Wasserflaschen, sowie meinen Schirm. So konnte ich während des Wanderns an den Wasservorrat kommen. Auch genial ist die große Fronttasche aus Mesh. Hier habe ich vorwiegend Kleidung verstaut, die ich am Tag benötigen könnte, in der Regel die Regenjacke, außerdem das Groundsheet, meinen Wasserfilter, mein Handtuch und meine Flipflops. Wie man sieht, ein wirklich großes Fach, was ich viel genutzt habe. Die Hüftgurttaschen habe ich eher sporadisch genutzt, meistens waren dort einfach Snacks drin, oder ein Messer. Sie sind auch nicht sonderlich groß, also kann man auch nicht viel drin verstauen. Im Hauptfach hat alles weitere Platz gefunden, natürlich überwiegend die Verpflegung, aber auch Schlafsack und Ersatzklamotten. Den Reißverschluss am Boden habe ich gerne benutzt, wenn ich nur an Schlafsack oder Kleidung ran musste. Sehr praktisch, wenn man dann nicht die Foodbags rausholen muss. Ein weiteres sehr praktisches Feature sind die Schnallen und Riemen vor dem Bodenfach. Hier habe ich in der Regel meine Isomatte befestigt, was den guten Nebeneffekt hat, dass der Rucksack somit einen Fuß bekommt und stehen kann. Das Zelt habe ich üblicherweise oben auf das Hauptfach und unter den Deckel geschnallt.
UND WENN ES MAL REISST? – GARANTIE BEI OSPREY
Damit wären die wichtigsten Dinge eigentlich schon abgedeckt. Ein paar Worte zur Langlebigkeit. Ich musste den Rucksack einmal während des Hikes austauschen, weil der Hüftgurt gerissen war. Das war etwas nervig, aber jetzt kommt’s: Osprey bietet eine lebenslange Garantie auf ihre Produkte. Das heißt im Umkehrschluss, ich habe einen nagelneuen Rucksack für lau bekommen. Dieser hielt dann auch den Rest des Trails und ist auch noch jetzt ganz. Man muss bedenken, dass ein Rucksack bei einer solchen Tour einiges mitmachen muss. Die Ansprüche an Gurte und Material sind sehr hoch. Außer dem gerissenen Hüftgurt kann ich sonst aber nur im Mesh der Fronttasche einen deutlichen Verschleiß erkennen. Hier sind ein paar Löcher drin, entweder waren das Mäuse oder ich bin damit irgendwo lang geschrabbt. Ansonsten ist der Rucksack immer noch in guter Verfassung und selbst wenn er mal wieder kaputt geht, dann schicke ich ihn ein und bekomme einen neuen.
Ich kann nur hoffen, dass Osprey daran nicht pleite geht, denn sonst hätte ich für 90 Euro einen richtig guten Rucksack für den Rest meines Lebens. Ich kann nur jedem, der darüber nachdenkt sich diesen Rucksack zu kaufen eine klare Kaufempfehlung aussprechen. Der Talon 44 trägt sich wirklich gut, bietet eine Menge Platz und ist auch sonst mit extrem praktischen Features ausgestattet. Mich wundert nur, dass nicht viel mehr Menschen mit diesem Rucksack wandern…
Prüfung ortsveränderlicher Geräte
11. Juni 2017 — 9:44
Hallo. Dank für diesen Artikel.Ich mag Deine Webseite!
Babs
24. März 2017 — 17:00
Hallo Micha
deine Seite finde ich total schön und sehr informativ. Vielen Dank für deine Mühe, ich weiß sie zu schätzen.
Ich habe vor kurzem das Buch von Cheryl Strayed gelesen und seither etwas hellhörig auf den PCT geworden. Nun bin ich nicht gerade ein Ausdauertalent, hab auch schon ein fortgeschrittenes Alter. Aber nichts desto trotz wander ich gerne und hab sogar schon Oberstdorf-Meran geschafft (hihi wahnwitzig im Vergleich zum PCT) Sind dir denn auch ältere Hiker über den Weg gelaufen? Ich möchte nicht gern allein laufen, wenn ich es denn je mal machen sollte. Wo finde ich denn solche Leute, mit dene man sich zusammenschließen kann? Vielleicht hast du ja einen Tip. Keiner in meinem Umfeld würde mit mir mitgehen 🙁
Liebe Grüße aus dem Schwarzwald Babs
Ledertramp
24. März 2017 — 22:32
Moin aus dem Norden,
ich habe durchaus auch ältere Wanderer getroffen. Billy Goat, einer der legendärsten Hiker auf dem PCT ist knapp 80 Jahre alt und läuft den PCT jedes Jahr in einem irren Tempo. Auch „normale“ Hiker jenseits des Rentenalters trifft man auf dem Trail. Einige Mittvierziger/fünfziger gibt es auch. Du wirst also nicht allein sein. Und überhaupt ist die Community so offen, dass sich Gruppen gemischten Alters zusammen tun. Viele wandern tagsüber eh gerne allein, zu Mittagspausen und zum Camp abends trifft man dann aber wieder auf andere Hiker und verbringt die Abende oft gemeinsam. Leute zu treffen und sich Gruppen anzuschließen ist also wirklich einfach, die meisten starten alleine! Anlaufstellen für Pre-Hike Connections sind die Facebook-Gruppen (Class of 2017…Class of 2018 usw. oder allgemein PAcific Crest Trail) und ansonsten diverse Foren im Internet (Whiteblaze, postholer usw.) Ansonsten würde ich zur Kontakterleichterung empfehlen bei Scout und Frodo (beide ältere Thruhiker) in San Diego zu übernachten, da lernt man schon die Leute kennen, die mit einem am selben Tag starten und evtl. den Kick Off mitzunehmen. Das wichtigste ist einfach: Laufen und alles auf sich zukommen lassen, dann wird das alles 😀
Was die Kondition angeht, ich hatte vorher keinen Sport gemacht. Das baut man on the go auf. Einfach ruhig starten und in den ersten Wochen nach und nach steigern.
Viele Grüße,
Micha
Renate Kunst
6. Juni 2017 — 17:59
Hallo Micha,
Auch ich muss dir hier erst einmal mein ganz dickes Lob aussprechen! Du hast wirklich eine sehr informative Seite erschaffen, in der es Spaß macht zu lesen. Mir geht es so wie Babs: Mein Partner und meine Freunde erklären mich für verrückt auch nur einen Gedanken an den PCT zu verschwenden. Keiner will mit 😉
Ich bin halt auch schon Ü55 und nicht besonders sportlich. Alledings denke ich: Jeder ist so alt wie er sich fühlt!
Ich weiß noch nicht wie ich das alles Job mäßig hin bekommen kann. Aber nach „Laufen-Essen-Schlafen“ bin ich angefixt und entschlossen es wenigstens einmal zu versuchen.
Ich danke Dir auf jeden Fall für die vielen hilfreichen Tips!
Lg
Renate
Ledertramp
4. Juli 2017 — 21:29
Hallo Renate,
ich kann dir nur sagen, wenn du fühlst, dass du es brauchst, dann tu es!
Ü55 ist gar kein Problem und wahnsinnig sportlich muss man auch nicht sein, das bin ich auch nicht.
Einfach langsam starten, nicht übertreiben und dann läuft man sich ein.
Und dass keiner mit will ist auch nicht schlimm, wenn man will findet man schnell Anschluss, egal wie alt man ist 😀
Es wird die beste Zeit deines Lebens, wenn du dich drauf einlässt!
Viele Grüße,
Michael
Wagner Martina
22. Februar 2019 — 17:47
Hallo babs
Es sind nun 2 jahre vergangen seit deinem beitrag. Wie sieht es nun aus mit deinen plänen für den pct? Wie alt bist du denn? Bin aus der schweiz und seit kurzer zeit auch im pct fieber. Bin 52 und möchte gerne 2021 oder 2022 den trail machen.
Liebe grüsse martina
Bernhard
21. Januar 2017 — 20:04
Hallo, dein Blog ist wirklich sehr hilfreich und sehr spannend zu lesen!
Mich interessiert wie das mit dem Umtausch am Trail funktioniert hat, hast du den eingeschickt oder in einem Geschäft getauscht?
Liebe Grüße,
Bernhard
Ledertramp
22. Januar 2017 — 22:00
Moin,
also im Geschäft, der den Pack vorrätig hat, geht der Umtausch problemlos. Ich hatte mir einen neuen bestellt, den Kaufbetrag bei Rücksendung meines Alten dann zurück erhalten.
Grüße,
Micha
Eva
13. Dezember 2016 — 23:08
Hi Micha,
warum hat sich deine Begleiterin denn für den Exos 48 entschieden und ist dieser ebenfalls zu empfehlen?
Dank schon mal für dein Feedback, LG Eva
Ledertramp
14. Dezember 2016 — 22:14
Hallo Eva,
sie hat den Exos genommen, weil er ihr besser passt. Meiner Meinung nach ist der Exos stabiler, was aber bei der lebenslangen Garantie von Osprey eher irrelevant ist. Von der Funktionalität (Taschen, Schlaufen…) siegt meiner Meinung nach der Talon. Im Endeffekt sollte man den Rucksack probetragen und dann entscheiden.
Viele Grüße,
Micha
Sebastian
26. Mai 2016 — 9:39
Hi Ledertramp! Danke für den Review. Der Exos hat kein Tagesystem? Packt man den dann mit einer Isomatte? Hatte ihn in einem Outdoorladen auf, hab einfach mal 15 Kilo Gewicht reingepackt und mich gewundert wieso er so schwer war. Der Talon hört sich für mich ansich nach einem guten Rucksack an. Ist schon lustig, dass sich ein schwererer Rucksack unter Umständen leichter trägt :).
Grüße,
Sebastian
Ledertramp
26. Mai 2016 — 16:39
Hi Sebastian,
doch der Exos hat auch ein Tragesystem. Ich habe den Talon vorgezogen, weil er meiner Meinung nach ein bisschen praktischer gebaut ist, was Schlaufen und Taschen angeht. Dennoch: Den Exos hat gefühlt jeder zweite auf dem Trail, den Talon habe ich sonst nur bei einem anderen Thruhiker gesehen. Ich würde den Talon aber jederzeit wieder nehmen!
Gruß,
Micha