Das Frühstücksbuffet, welches wir am nächsten Morgen zusammen mit befreundeten Hikern einnehmen ist wirklich großartig. Es gibt eine große Auswahl an Leckereien. Rührei mit Käse überbacken, Bratkartoffeln mit Gemüse, Waffeln zum selber zubereiten mit unzähligen Toppings, Joghurt, Müsli, Porridge, diverses frisch gebackenes Gebäck und jede Menge Früchte. Einfach herrlich. Danach trocknen wir noch unsere Ausrüstung und loitern. Die Holzschuhs kommen an, vollkommen durchnässt und kaputt und leisten uns Gesellschaft. Dann kommen auch die Hobbits triefend dazu. Sie sehen glatt aus wie Frodo und seine Freunde bei der Ankunft in Bree. Kapuzen in die Stirn gezogen und nass. Wir hängen alle noch etwas rum, dann machen Maike und ich uns auf den Weg.
Zurück auf dem Pacific Crest Trail entdecken wir erstmal dieses Schild. Auch wenn die Angaben nicht zu hundert Prozent stimmen, sieht das ganze doch schon gar nicht so schlecht aus. Wir wandern los, es regnet netterweise nicht mehr ganz so stark. Für mich ist es mit der Erkältung leider anstrengender als sonst, deshalb gehe ich langsamer. Irgendwann geht’s um eine Biegung und es bietet sich eine schöne Aussicht. Einige Meter weiter passieren wir dann eine weitere Meilenmarke.
Nach zehn Meilen ist Schluss für heute. Ich bin erschöpft und es wird dunkel. Ich baue das Zelt auf einer guten Fläche auf und versuche es möglichst regenfest zu spannen. Dann geht’s in die Horizontale.
Es geht sehr spät los. Erst um elf Uhr räumen wir das Feld. Dafür geht’s direkt runter vom Pacific Crest Trail auf eine kurze Alternate zu den Ramona Falls. Das ist ein schöner Wasserfall, der in vielen einzelnen Fällen hinab stürzt. Es ist wirklich sehr schön. Wir holen noch Wasser von den Fällen und dann geht’s los. Knapp 21 Meilen stehen heute auf dem Plan. Glücklicherweise ist das Wetter heute deutlich besser als gestern. Es klart sogar so weit auf, dass wir einen Blick auf Mount Hood werfen können. Ein wunderbar ästhetischer Berg.
Nach acht Meilen machen wir Pause zusammen mit bekannten Hikern, die gerade ein paar Tage in Portland verbracht haben. Danach mache ich mich auf in den Kampf mit den nächsten dreizehn Meilen. Ich komme besser voran als vor der Pause und die Erkältung lässt sich eine Zeit nicht blicken. Allerdings wird mir manchmal kalt, sodass ich immer wieder Handschuhe und Mütze an und aus ziehe. Nach und nach zieht ein Wind auf, der mir fiese kalte Luft in die linke Seite bläst. Aber all das ist irgendwann überstanden. Der Moment van dem man abends den Campspot erreicht ist immer schön. Da läuft und läuft man den ganzen Tag und plötzlich ist man da und weiß, dass man jetzt ruhen darf. Ein wunderbares Gefühl. So auch heute. Es ist schon fast dunkel als ich das Zelt aufbaue. Also schnell rein!
Heute steht uns ein besonderer Tag bevor. Wir werden wieder einmal den Pacific Crest Trail verlassen und eine Detour gehen. Wir werden dem Eagle Creek nach Cascade Locks folgen. Das ganze beginnt relativ unspektakulär. Es geht sehr steil bergab für einige Zeit und dann erreichen wir den Eagle Creek Trail. Nichts ahnend stapfen wir drauf los. Mehr und mehr verändert sich die Landschaft. Irgendwann hat man das Gefühl im tropischen Regenwald gelandet zu sein. Überall wachen Farne, Flechten und Moose. Bäume in wirren Verrenkungen bilden ein dichtes grünes Dach und überall fließen kleine Bäche.
Bald erreiche ich den Eagle Creek und ab da ist der Trail dann wirklich spektakulär. Der Creek stürzt sich immer wieder in Kaskaden bergab, gräbt tiefe Canyons und fällt mit einem lauten Rauschen große Wasserfälle hinab. Der Trail ist oft nur ein paar Hand breit und fällt dann um die dreißig Meter ab. Man hat wirklich das Gefühl in einer vergessenen Welt zu wandern.
Dann irgendwann erreiche ich Tunnel Falls. Ein wahnsinnig höher Wasserfall, der in einem schmalen Strahl senkrecht nach unten rauscht. Der Clou bei der Sache ist, dass man auf dem Trail durch einen Tunnel unter dem Wasserfall hindurch geht.im Tunnel tropft es von der Decke und den Wänden. Es ist ein verrücktes Gefühl unter dieser Wassermasse zu stehen.
Danach folgt der Trail weiter dem Eagle Creek. Und was soll ich sagen, es wird nicht langweilig! Alles ist dabei, mehr spektakuläre Wasserfälle, Canyons und Pflanzen. Brücken in schwindelerregenden Höhen führen über den Eagle Creek. Es ist einfach nur toll. Am Ende ist es wirklich traurig raus zu sein. Auf der Infotafel am Trailhead lerne ich noch, dass dieser Ort einzigartig ist. Zwanzig Millionen Jahre alt ist dieses, von indianischen Mythen umrankte Gebiet, Heimat für über vierzig tropische Pflanzenarten. So lag ich also richtig mit meinen Assoziationen. Dann geht’s aber zurück in die Zivilisation. Bald erreichen wir Cascade Locks, wo wir Fritten essen und es uns dann auf dem RV Park gemütlich machen.
In den nächsten Tagen nehmen wir uns eine Auszeit. Wir bleiben noch einen Tag in Cascade Locks. In der zweiten Nacht leisten wir ein paar Hikern in deren Cabin Gesellschaft und schauen Filme. Am nächsten Morgen trampen wir dann nach Portland. Dort verbringen wir den Tag und trampen abends weiter zum Horning’s Hideout. Hier findet in den nächsten drei Tagen das Faerieworlds Festival statt. Drei Tage gute Musik, leckeres Essen und interessante Leute. Danach trampen wir dann zurück nach Cascade Locks und machen uns bereit weiter zu gehen!
Torsten
19. September 2015 — 18:56
Hallo Michael vielen Dank für die schönen realistischen Schilderungen deiner Erlebnisse.
Das macht wirklich Lust auf mehr.
Ich möchte den PCT in einigen Jahren auch gehen und verschlinge alles was ich dazu lesen (miterleben) kann.
Ich freue mich schon auf neue Schilderungen.
Liebe Grüße aus Hamburg
Torsten
Andrea
16. September 2015 — 17:02
Gute Besserung!!!
Was für schöne Bilder wieder. Kaum zu glauben, wie lange ihr schon unterwegs seid und wie weit er schon gelaufen seid! Unglaublich!!! Alles Gute weiterhin, vor allem Glück mit dem Wetter und der Gesundheit!
Liebe Grüße
Und viel Power weiterhin
Wernemann Andreas
10. September 2015 — 10:39
Danke. Werde bis zum Ende weiter mit lesen
. Gruß