Wandern – Das einzig wahre Leben
Vor zehn Tagen habe ich Kanada verlassen und somit mein Abenteuer auf dem Pacific Crest trail endgültig beendet. Ich hatte genug Zeit alles etwas sacken zu lassen, Freunde und Familie zu treffen und auch schon wieder ein paar Euros in die Haushaltskasse zu befördern. Jetzt ist es an der Zeit darüber nachzudenken wie es mit mir und dem Blog weitergeht.
Gleich vorweg: Der Pacific Crest Trail war ein großartiges Erlebnis. Eine intensive Mischung aus Freiheit, Anstrengung, Herausforderung und Meditation. Meiner Meinung nach ist ein Thruhike die Lebensform, die der ursprünglichen menschlichen Lebensweise am nächsten kommt. Laufen, Essen, Schlafplatz suchen, Nahrung organisieren…all das hat unsere Vorfahren, genauso wie die Thruhiker tagein tagaus beschäftigt. Wir brechen morgens auf und wissen nicht, was uns tagsüber erwartet, wo wir Wasser finden, wo wir schlafen. Wir ziehen weiter immer auf der Suche nach dem Lebensnotwendigen. Für mich ist das die einzig wahre Art zu leben, das Leben hier in der modernen Welt kommt mir oft wie eine Art der Illusion vor. Natürlich genieße ich die Vorzüge und die Bequemlichkeit der Zivilisation. Wenn es regnet, kann ich drinnen bleiben, oder meine nassen Sachen gemütlich auf der Heizung trocknen. Die Heizung drehe ich auf, wenn es kalt ist. Der Kühlschrank bietet immer das worauf man gerade Lust hat und das Bett ist bequem und gerade.
Draußen ist das ganz anders. Wenn es regnet sucht man einen Unterschlupf, oder man wird nass. Wenn am nächsten Tag nicht die Sonne scheint, dann ist man auch am nächsten Tag nass. Wenn es kalt ist muss man Feuer machen, rennen oder versuchen sich mit Schlafsack und Kleidung warm zu halten. Der Rucksack bietet nur eine geringe Auswahl an Nahrung und das worauf man wirklich Lust hat ist aus den verschiedensten Gründen nicht dabei. Auch die Schlafplätze sind nicht immer perfekt. Steine oder Wurzeln drücken in deinen Rücken, es ist schräg, sodass man in der Nacht rutscht. Kondens entsteht und du wachst morgen mit einem nassen Schlafsack auf und musst in klamme Klamotten steigen. Ja das Leben da draußen ist nicht so komfortabel, wie hier drinnen. Und dennoch vermisse ich es schon jetzt. Lange Rede kurzer Sinn: Die nächsten Touren sind schon in Planung! Kurze und längere Trips stehen auf dem Programm und auch ein Thruhike wird hoffentlich in spätestens zwei Jahren wieder realisiert. Genaueres dazu gibt es dann wenn ich selbst mehr weiß!
What about the Blog? – Die Zukunft von Ledertramp.de!
Bis dahin gibt’s aber noch jede Menge worüber ich schreiben möchte. Der Blog ist während der Reise mein ständiger Begleiter gewesen. Jeden Abend im Zelt habe ich meine Erlebnisse des Tages kurz zusammen gefasst. Das Bloggen gehörte fest zur Abendroutine und oft habe ich in den Städten zuerst nach Wifi gesucht um euch daheim auf dem Laufenden zu halten. Das Bloggen ist mir mit der Zeit ans Herz gewachsen und ich freue mich über die treue und interessierte Leserschaft.
Natürlich werde ich weiter auf Ledertramp.de schreiben! Einige haben mir organisatorische Fragen zum Pacific Crest Trail gestellt und deshalb wird in Kürze eine How to-Reihe zum Pacific Crest Trail starten. Ich werde mich darin intensiv mit Themen wie Ausrüstung, Finanzen, Resupply, Sicherheit und Wildlife befassen. Gerade für Leute, die selbst einmal diesen fantastischen Trail laufen möchten, wird diese Reihe sehr interessant werden. Aber auch für alle anderen lohnt sich das Lesen, denn es wird die ein oder andere Anekdote geben, die ich bisher verschwiegen habe.
Eine weitere Reihe wird sich mit der etwas milderem, aber nicht weniger aufregenden Art des Reisens beschäftigem: dem Rucksackreisen. Ich bin schon viel in Europa herumgekommen und habe einige bekannte und unbekannte Orte besucht. In der neuen Reihe What to do in…? werde ich verschiedene Städte und Regionen vorstellen und einen etwas anderen Blick darauf werfen, als die herkömmlichen Reiseführer. Ich werde hier besonderes Augenmerk auf günstiges Reisen abseits von Touristenströmen legen. Alles wird natürlich mit schönen Fotos garniert!
Des Weiteren plane ich den Bereich LebensArt endlich mal in die Hand zu nehmen. Hier möchte ich mich mit eher philosophischen Themen beschäftigen. Es wird um meine Vorstellung vom guten Leben gehen, aber auch um die Dinge, die ich auf dem Pacific Crest Trail über Gemeinschaft und menschliche Bedürfnisse gelernt habe. Aber auch ein paar praktische Dinge werde ich dort behandeln.
So das sollte erstmal einen Überblick über das geben, was euch in der Zukunft auf Ledertramp.de erwartet. Ich hoffe ihr schaut immer mal wieder rein. Gebt mir aber ein wenig Zeit, ich bin immer noch nicht ganz angekommen!
Beste Grüße aus dem Betonklotz,
Euer Ledertramp Micha
Michael
31. Oktober 2015 — 18:31
Hallo Michael,
herzlichen Glückwunsch zu dem Gewaltakt und für die vielen schönen Berichte. Ich habe immer ganz gespannt mitgelesen. Im Hinterkopf formt sich immer mehr der Wunsch eines Tages den PCT ebenfalls in Angriff zu nehmen. Organisation und Kondition sind nicht so das Problem, sondern eher die Frage wie bei den meisten hier, die das Projekt ebenfalls angehen wollen: Wie bekommt man ein halbes Jahr frei und wo soll dann die Kohle herkommen?
Wenn Du die Abhandlung über all die praktischen Dinge hier reinstellst, wäre es nett, wenn Du ungefähr mal Eure Nettolaufzeit erwähnen könntest. Ihr seit ja die 166 Tage nicht nur gelaufen. Mein Eindruck war, dass Ihr recht viele Tage und auch mal längere Zeit pausiert habt.
Danke!
Gruß
Michael
Torsten
27. Oktober 2015 — 14:26
Hallo Micha,
vielen vielen Dank das du mich und andere an deinen PCT hast teilhaben lassen.
Ich habe dein Blog gerne verfolgt.
Ich trage mich auch mit den Gedanken den PCT zu gehen und warte schon gespannt auf deine How to Reihe.
Planst du vielleicht einen Diavortrag oder ähnliches (ja ich weiss es sind ja keine Dia’s mehr)?
Grüsse aus dem kalten Norden.
Torsten
Samedi
27. Oktober 2015 — 12:38
Klingt interessant, werde gespannt darauf warten und freue mich schon drauf!
Theresia
26. Oktober 2015 — 22:42
Vielen Dank für deinen Blog. Ich habe alle Etappen miterlebt und fühle mich inspiriert eines Tages einen der 3 trails zu gehen. Man kommt nur leider nicht so einfach aus dem Alltagstrott :). Ich wünsche Dir alles Gute und möge dir das Nomadenleben genügen. Die Verführungen der Bequemlichkeit sind allgegenwärtig. 🙂 L. G. Theresia
Christoph Wilhelm
26. Oktober 2015 — 21:34
Hallo Ledertramp,
mit Faszination habe ich über die vergangenen Monate Deine Reise verfolgt. Seitdem ich heuer im März im Fernseh einen 45-min-Bericht über den PCT gesehen habe, bin sozusagen „angefixt“. Ob jemals was draus wird? Ich weiß es nicht, aber abwarten, wie sich die Gelegenheit ergibt. Ich bin jetzt bald 30 Jahre im Familien- und Erwerbsleben, also auch nicht mehr der Jüngsten einer, und da schnitzt man sich so eine Halbjahresauszeit nicht so leicht „aus den Rippen“ („Sabbatical“ wäre das Modewort dafür).
Konkrete Frage wäre was zur erforderlichen körperlichen Konditionslage: wie „kräftig“ muss man wirklich sein (Fitness vorausgesetzt, also keine Sesselpfurzer-Verstümmelung). Dass der Kopf mitspielen muss ist klar (kenne ich von Marathons).
Mit Spannung sehe ich Deinen zukünftigen Schilderungen über Ausrüstungsaspekte entgegen!
Christoph aus Würzburg
Luis
26. Mai 2016 — 20:14
Lieber Christoph,
ich habe mal einen Bericht gesehen, in dem eine Familie mit zwei Töchtern (8 und 13) den ganzen PCT geschafft hat. Die beiden Kinder waren normal-sportlich. Wenn du also Marathons gelaufen bist dann dürfte das kein Problem sein 🙂 nur die Gelenke werden natürlich belastet..